Frag doch mal - Josche Schmidt
In der ersten Fragerunde hattet ihr die Möglichkeit eure Fragen an Josche von der Kelterei Schmidt zu stellen.
Insgesamt sind 11 Fragen eingegangen. Die Fragen und Antworten sind wirklich für jeden Apfelwein-Liebhaber interessant.
1. Worin liegt der Unterschied zwischen schwäbischem Most und hessischem Apfelwein?
Schwäbischer Most enthält häufig einen gewissen Anteil Birne, hessischer Apfelwein besteht dann doch in den meisten Fällen komplett aus Äpfeln (der hauseigene Lieblingsäppler ist davon natürlich auch hin und wieder mal ausgenommen). Reiner schwäbischer Apfelmost hat zudem oft eine höhere Säure, aber auch dies kann man natürlich nicht pauschal so sagen - Apfelwein und Apfelmost teilen sich zumindest eins: Sie sind vielfältig und folgen nur den Regeln der Kreativität.
2. Welche Äpfel nutzt du zum Keltern?
Wir nutzen grundsätzlich alles was reif ist, von regionalen Streuobstwiesen stammt und nutzungsrechtlich erlaubt ist. Dabei handelt es sich meistens um alte Sorten, aber auch hin und wieder Tafelobstsorten, wie Braeburn oder Idared. Der größte Teil wird dabei zum "Streuobst Apfelwein", doch hin und wieder kommt auch eine Reinsorte dabei heraus.
3. Hast du einen Lieblingsapfel zum Essen und zum Keltern?
Eigentlich garnicht. Am meisten liebe ich die Vielfalt, die uns die Natur bzw. die historischen Züchtungen zur Verfügung stellen. Wenn man sich auf einzelne Sorten begrenzt, hat man ja nur 2-3 Wochen frisches Obst im Jahr. Ich bevorzuge dann lieber die saisonale Frische von August bis in den November hinein.
4. Welchen Apfelwein bevorzugst du, wenn es mal nicht der Eigene ist?
Ich schätze sehr die Reinsortenweine von der Kelterei Gerhard Nöll GmbH und den Speierling von WEIDMANN & GROH. Auf Supermarktapfelweine habe ich eigentlich garkeine Lust mehr, weil es so viele gute Apfelweinkeltereien da draußen gibt, die es meiner Meinung nach so viel besser machen.
5. Der fertige Äbbelwoi schmeckt gut, riecht aber ein bisschen muffig. Es wurden ca. 60 Liter aus Streuobst gepresst in 2 verschiedenen Glasballons vergoren, ohne irgendwelche Zusätze! (Keine Hefe, Zucker, usw.) Nach dem Gärprozess wurde der Äbbelwoi von der Hefe gezogen und in zwei 30 Liter Kunststoff Behälter abgefüllt. Dann noch leicht geschwefelt. Der eine 30 Liter Behälter war Top, aber der Zweite hat einen unangenehmen muffigen Geruch (schmeckt aber). Was ist passiert und kann man im Nachhinein noch etwas unternehmen?
Ich bin mir unsicher, ob dies eine Wissensabfrage oder ein Notruf eines kleinen Selbstkelterers ist, aber ich gebe mir in beiden Fällen Mühe korrekt zu antworten 😂 Vorab: Einen Wein zu retten, wenn er schon nicht mehr schmeckt ist schwierig bis nicht mehr möglich. Drei Regeln die ich mir immer zu Herzen nehme: 1. Gute Obstqualität, natürlich handgelesen! 2. Sauberkeit, Sauberkeit, Sauberkeit 3. Sauerstoffkontakt vermeiden.
Zum Problem: Wurden beim muffigen Wein vielleicht doch ein paar schimmlige und/oder faulige Äpfel verarbeitet? Das zerstört jeden guten Apfelwein!
Da kein Hefezusatz verwendet wurde, könnte der muffige Apfelwein auch eine Gärstockung erhalten haben, wonach es zur Schimmelbildung kam --> bitte wegschütten, so sehr es schmerzt.
War vielleicht einer der zwei Glasballons und/oder Kunststoffbehälter noch zu dreckig? Hier können sich eine ganze Reihe an Mikroorganismen bilden, Schimmel, Essigsäurebakterien, Milchsäurebakterien, Kahmhefen usw.
Sind die Kunststoffbehälter komplett gefüllt und sind diese korrekt verschlossen? Denn vielleicht kam zu viel Sauerstoff an den Wein. Dies begünstigt wiederrum die Bildung von Mikroorganismen.
Um es genau sagen zu können, müsste man den Wein sensorisch untersuchen oder in ein Lebensmittellabor schicken.
6. Gibt es Äpfel die sich überhaupt nicht zum Keltern von Apfelwein eignen?
Äpfel ja, Sorten (eher) nein. Unreife und überreife sowie schadhafte Äpfel gehören in keinen Wein. Bei den Sorten kann man sich streiten. Es schmeckt sicherlich nicht von jedem Apfel der entsprechende Reinsortenwein. Aber in der Summe kann man meiner Meinung nach jeden Apfel zu einem guten Streuobstapfelwein hinzufügen.
7. Wo gibt es den Apfelwein der Kelterei Schmidt zu kaufen?
An mittlerweile einigen Stellen, auch wenn der 2020er Apfelwein erst noch in der Mache ist. Eine gute Übersicht gibt es auf www.joschesapfel.de, dort gibt es auch einen hauseigenen Online-Shop.
8. Wie bist du zum Keltern und zur Vermarktung deines Apfelweines gekommen?
Laaange Geschichte! Eigentlich haben wir am Anfang nur Apfelbrand für den Eigengebrauch hergestellt und Apfelwein war nur ein Nebenprodukt. Irgendwann haben wir mal bei einem kleinen Wettbewerb für Selbstkelterer mitgemacht und dort immerhin den dritten Platz erreicht - genug für einen kleinen Zeitungsartikel der Regionalpresse. Plötzlich wurden wir von einem Gießener (Trauben-)Weinhändler angefragt und somit wurden wir "gezwungen" die Kelterei zu gründen. Zu Beginn hatten wir gerade mal 60 Liter gemacht! Die Nachfrage wuchs und damit auch die Kelterei. Begrenzt werden wir im Moment nur durch den Rohstoff Apfel, der nach unserer Philosophie weiterhin regional und von Streuobstwiesen stammen soll - diese Ökosysteme auftrechtzuerhalten und mehr zu verbreiten dauert einfach seine Zeit, aber wir arbeiten daran
9. Ist es schon Mal passiert, dass du einen Apfelwein gekeltert hast, den man so gar nicht trinken konnte? (Essig)
Vom Essigstich bin ich bisher verschont geblieben *klopftaufholz*, aber ja, ich musste auch schon mal einen Wein mit Schimmelproblem wegschütten.
10. Was hältst du von Apfelwein in Dosen?
In Dosen ist selten wirklich guter Apfelwein abgefüllt. Dies liegt weniger an den Dosen, sondern eher daran, dass kleine handwerkliche Keltereien keine Gerätschaften zur Dosenfüllung haben. Wenn der Wein über größere Strecken transportiert wird, dann ist die Dose auf Grund des Gewichts sicherlich ökologisch zu bevorzugen. Ich persönlich finde die gute alte Glasflasche aber ansehnlicher. Geschmacklich würde ich beides aber eher aus dem Glas trinken.
11. Reicht ein Apfelbaum um eigenen Apfelwein zu keltern?
Kommt auf den Baum drauf an. Ein alter Hochstamm 40-80 Jahre alt - locker! Ein 5 Jahre alter Buschstamm im eigenen Garten kann sein, muss aber nicht. Wenn man 50kg Äpfel zusammenbekommt, kann man auf jeden Fall schon gut starten.